Wanderung vom 27. 10. 03 :  Stadtbesichtigung Schaffhausen

Die Inschrift in dieser Glocke, der sogenannten "Schillerglocke" lautet:

"Vivos voco, Mortuos plango, Fulgura frango"

Die Lebenden rufe ich,
die Toten betrauere ich, 
die Blitze breche ich."

 

Die schwer beschädigte Läuteglocke, eine der Quellen die Schiller zu seinem Gedicht:
 "Das Lied von der Glocke" angeregt haben, aufgestellt am Münster in Schaffhausen

25 Jahre Bauzeit für den Munot
Nach dem Beitritt Schaffhausens zur  Eidgenossenschaft 1501, und erst recht nach der Reformation 1529, bestand der Wunsch, die Stadtbefestigung zu verstärken. Nach jahrelangem Planen beschlossen die Räte am 6. November 1563 den Bau der neuen Artilleriefestung. Von 1564 bis 1589 wurde am Munot gebaut, teilweise auch in Fronarbeit. 
Als Artilleriefestung war der Munot ein Teil der Stadtbefestigung.
Die Kasematte mit Lichtschächten und Geschütznischen mit Rauchabzügen, entsprachen dem damaligen, eher schon veralteten Stand der Wehrtechnik.

Einiges am Munot deutet darauf hin, dass es den Schaffhausern nicht nur um die Befestigung der Stadt, sondern auch darum ging, ein eindrückliches, repräsentatives Bauwerk zu schaffen. Bald nach der Fertigstellung kamen Zweifel auf, ob der Munot der immer leistungsfähigeren Artillerie standhalten könnte. Und nur einmal wurde der Munot militärisch besetzt:
1799 verschanzten sich die Franzosen auf dem Rückweg vor den Österreichern auf dem Munot. Sie ergriffen dann aber nach kurzem Scharmützel die Flucht über den Rhein. Dabei wurde die berühmte Grubenmannsche Holzbrücke in Brand gesetzt.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlor die Stadtbefestigung jede Bedeutung. Der Munot zerfiel und wurde zum Steinbruch. Doch Johann Jakob Beck setzte sich ab 1826 tatkräftig zur Rettung des Munots ein und gründete 1839 den Munotverein.

Die Kasematte beeindruckt durch das gewaltige Gewölbe. Es war aber nicht von Anfang an geplant, den Hof der neuen Festung zu überdecken. Das Gewölbe hat eine wuchtige Decke von rund vier Metern, aufgefüllt mit Kies, und wird durch neun Pfeiler getragen. Durch vier kreisrunde Lichtschächte fällt Licht in die Kasematte. In diesem Raum haben auch schon Theateraufführungen und Konzerte stattgefunden.

zum Munotgraben
Der Graben hatte früher als Hindernis grosse Bedeutung. Er war wegen seiner Lage nie mit Wasser gefüllt.  Seit 1905 lebt im Graben eine Damhirschkolonie, die jeweils ungefähr aus einem Dutzend Tieren besteht. 
Der Stier trägt immer den Namen des amtierenden Stadtpräsidenten.

zum Munotwächter
Das Wächteramt auf dem Turm der ehemaligen Festung ist älter als der Munot. Seit 1377 ist die Liste der Munotwächter fast lückenlos nachgeführt worden. Bis 1926 war das Amt als Meldestation noch effektiv besetzt. 
Im Moment amtiert der 67. Munotwächter. Heute hat das Wächter-Ehepaar für Pflege und Ordnung rund um den und im Munot zu sorgen. Es hilft mit bei Veranstaltungen; betreut einerseits die Touristen, und anderseits auch die Damhirschkolonie.

Als der Munot erstellt wurde, erhielt der Munotwächter die besondere Aufgabe, durch Trompetensignale die Lastschiffe anzuzeigen, die sich der Schifflände näherte.
Selbst heute noch wohnt in der Rundwohnung des Munots der "Munotwächter" und hat jeden Tag um 21.00 Uhr das Munotglöcklein zu schlagen. 
Und sollte es einmal nicht läuten, dann gäbe es garantiert in der Stadt einen kleineren Aufruhr.


Das Munotglöcklein


Aus der Geschichte des Munotsglöckleins
Das Munotglöcklein wurde 1589 von Hans Meyer aus Kempten, genannt Hans Frei, gegossen. Im September 1589 wurde es montiert. Das Glöcklein hat einen Durchmesser von 90.5 cm; eine Höhe von ca. 70 cm und ein Gewicht von ca. 420 kg. Im Sommer 2002 wurde es durch die Glockengiesserei Rüetschi in Aarau und durch das Glockenschweisswerk Lachenmeyer in Nördlingen D, repariert:
Schweissen eines Horizontalrisses von rund 240 Grad, oder ca. zwei Meter Länge; Ersatz des Klöppels und Reparatur an der Aufhängung.

Seit dem 26. August 2002 wird die Glocke - wie seit 1589 - nun wieder jeden Abend um neun Uhr vom Munotwächter während fünf Minuten von Hand geläutet.

Inschrift aus dem Jahre 1589 auf dem Munotglöcklein:«Aus dem Feur bin ich geflossen, Hans Frei zu Kempten hat mich gegossen. Wechter mirckh auf mit gancem Fleis, umw die nende stund zu nacht soldt du mich leiden.»

Liedtext «Das Munotglöcklein»,
getextet 1911 von Dr. Ferdinand Buomberger.

Auf des Munots altem Turme
schau hinaus ich in die Nacht,
über Dächer, über Giebel,
einsam halte ich die Wacht.
Leise rauscht des Rheines Welle,
leise rauscht des Kohlfirsts Wald,
doch im Herzen pocht und hämmert
meiner Liebe Allgewalt.

Refrain:
Klinge Munotglöckelein,
grüsse mir die Liebste mein,
klinge Munotglöckelein,
klinge bimbam bum.

Auf des Munots weiter Zinne
sah ich sie zum letzten Mal,
wie sie scherzend, kosend tanzte
auf dem grossen Munotball.
Auf dem Turme musst ich wachen,
Gott, wie ist die Welt Betrug!
Ach man küsste mir mein Liebchen,
während ich die Stunde schlug.

Refrain: Klinge...

Als ich sah das frech Gebaren
zog ich wütend an dem Strang,
und ich schlug so fest die Stunde,
dass die kleine Glocke sprang.
Seither sind des Glöckleins Klänge
so von stillem Weh erfüllt,
dass den Menschen selbst im Städtchen
Trän`um Trän`dem Aug entquillt.

Refrain: Klinge...

So musst auch mein Liebchen hören
dieses Treubruchs harten Klang,
mög er allen falschen Mädchen
klingen in den Ohren bang.
Doch dir Glöcklein will ichs sagen,
aber schweige wie das Grab,
ich gesteh, dass ich das Mädchen
seither fast noch lieber hab.

Refrain: Klinge...

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